Shinkansen Serie 500 – Hochgeschwindigkeitszug in Japan

Shinkansen Serie 500  – 27.08.2009 © Wikipedia-Autor Rsa

Shinkansen Serie 500 – 27.08.2009 © Wikipedia-Autor Rsa

Entwicklung / Design

Nach dem erfolgreichen Einsatz der Baureihe 300 auf den Strecken Tokio – Osaka und Tokio – Hakata gaben sich die Konstrukteure nicht mit den Verbesserungen zufrieden, die in das Modell 300 einflossen. Deswegen wagte man sich weiter in technisches Neuland und entwickelte den Testzug WIN 350. Die gewonnenen Daten aus diesem Prototyp der Baureihe 500 flossen in die Serienzüge ein.

Sehr markant ist das schnittige Design der Kopfform des Superzuges. Gestylt wurde die Baureihe 500 von Alexander Neumeister aus einem deutschen Design-Büro in München. Er ist einer der angesehensten Gestalter von Hochgeschwindigkeitszügen. So gab er unter anderem auch dem ICE 3, ICE-T und dem Transrapid seine Formen.

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Technik

Es wurden über einen Zeitraum von drei Jahren neun Shinkansen-Serienzüge der Baureihe 500 gebaut. Jeder Zug besteht aus 14 Mittelwagen und 2 Endwagen. Alle Achsen werden durch 285 kW starke Wechselstrommotoren angetrieben. Damit verfügt er über eine Antriebsleistung von 18.240 kW. Technisch ist er für 320 km/h zugelassen, darf aber wegen den strengen Umweltschutzbestimmungen die Sanyo-Strecke nur mit 300 km/h befahren. Auf der Tokaido-Strecke sind wegen der geringen Kurvenradien sogar nur 275 km/h erlaubt. Der Zug erreicht durch eine aktive Federung zwischen Drehgestell und Wagenrahmen eine besonders hohe Laufruhe. Zwischen den einzelnen Wagen sind Knick-Dämpfer angebracht, um die Stabilität bei Schnellfahrten gegenüber anderen Shinkansen-Baureihen zu erhöhen. Einmalig sind auch die eigenartig anmutenden Stromabnehmer. Diese wurden mit dem Testzug WIN 350 entwickelt und mit dem Bau der Serie 500 im Alltag eingesetzt. Dies ist damit der leiseste Stromabnehmer aller Shinkansen-Generationen. Der Anpressdruck von jeweils zwei Pantographen pro Zug an den Fahrdraht beträgt 54 N. Dabei wird der Fahrdraht lediglich um ein bis zwei Zentimeter angehoben. In Europa sind es dagegen durchschnittlich sechs Zentimeter.

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Inneneinrichtung

In den 3 Wagen der ersten Klasse (green class) bestimmt eine 2+2 Bestuhlung mit dezenten, warmen Farben das Ambiente, in den übrigen 13 Wagen der 2. Klasse (standard class) sind 2+3 Sitze quer zur Fahrtrichtung montiert. Da der Zug aber genauso breit gehalten ist wie sein Vorgänger, die Baureihe 300, wird der Komfort kaum geschmälert. Lediglich der Sitzabstand wurde um 2 Zentimeter verringert. Die Anzahl der Sitze entspricht denen der Baureihe 300. Eine teilweise indirekte Beleuchtung sowie Vorhänge an den Fenstern sorgen für eine angenehme Atmosphäre. In zwei Wagen können Reisende an Automaten Snacks und Getränke erhalten. Ein Bistro oder gar ein Bordrestaurant sucht man vergebens.

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Einsatz

Nach der Fertigstellung des vierten Zuges nahmen die ersten Fahrzeuge am 22. März 1997 ihren Dienst auf. Bis Mitte 1998 wurde der Fuhrpark auf insgesamt 9 Fahrzeuge aufgestockt. Der Prototyp wird nicht für den Plandienst herangezogen. Alle 9 Shinkansen 500 verkehren zwischen Tokio und Hakata. Als die ersten Züge nur von Osaka bis Fukuoka fuhren, legten sie die 554,6 Kilometer in nur 2 Stunden 19 Minuten zurück und waren damit bis Mai 2001 Weltrekordhalter! Nun verkehren die Nozomi zwischen Tokio und dem 1069 Kilometer entfernten Hakata. Inklusive sieben Zwischenhalte benötigt dieser Nozomi für diese Distanz nur 4 Stunden 49 Minuten. Doch die drei Bahngesellschaften wollen zukünftig gemeinsam Hochgeschwindigkeitszüge bauen und so wird es wohl nur bei diesen 9 Zügen bleiben. Seit Dezember 2000 sind Gerüchten nach Umbauten an dem Stromabnehmer des Prototyps W1 vorgenommen worden. Ein neuer Pantograph ähnlich dem der Baureihe 700 soll den Lärmpegel weiterhin senken und eine Anhebung der Maximalgeschwindigkeit auf 320 km/h erlauben.

Am 9. Februar 2004 wurde die Zugeinheit W8 in einen Personenunfall verwickelt. Auf dem Weg von Tokio nach Hakata hörte der Fahrer des Zuges bei 270 km/h zwischen Mikawa-Anjo und Toyohashi einen dumpfen Schlag. Dennoch setzte er seine Fahrt bis Nagoya fort. Dort stellte man fest, dass in der spitzen Nase ein circa 40 Zentimeter großes Loch klaffte. Wie sich herausstellte, kletterte ein Mann über den zwei Meter hohen Zaun und wurde vom JR 500 sowie von einem Zug der Baureihe 700 erwischt.

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8-Wagen-Züge im Kodama-Dienst

Im Jahr 2008 wurden fünf der neun Züge der Serie 500 für den Kodama-Dienst auf der Sanyo-Strecke abgestellt, um die Baureihe 0 zu ersetzen. Die erste umgebaute und auf sechs Mittelwagen plus zwei Endwagen reduzierte Garnitur wurde am 2. März 2008 der Presse vorgestellt. Die 40 beim Umbau frei gewordenen Mittelwagen wurden außer Dienst gestellt. Alle fünf 8-Wagen-Einheiten nahmen schließlich im Dezember 2008 den Plandienst wieder auf. Die Höchstgeschwindigkeit wurde allerdings auf 285 km/h beschränkt.

Seit Frühjahr 2010 verkehren alle Hochgeschwindigkeitszüge der Baureihe 500 nur noch auf der Sanyo-Linie und nicht mehr auf der Tokaido-Strecke.

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Shinkansen-Netz

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Interne Links zum Shinkansen der Baureihe 500

Technische Daten:
Zug- / Baureihenbezeichnung:JR Class 500
Einsatzland:Japan
Hersteller:Hitachi Ltd., Kawasaki Heavy Industries Rolling Stock Company, Kinki Sharyo, Nippon Sharyo
Herstellungskosten pro Zug:44,8 Mio. Euro
Anzahl der Züge:9 Züge
Zugtyp:Triebwagenzug
Anzahl der Endwagen:2 Endwagen
Anzahl der Mittelwagen:14 Mittelwagen
Anzahl der Sitzplätze 1. / 2. Klasse / Restaurant:200 / 1124 / --- (1324 insg.)
Baujahre:1995–1998
Inbetriebnahme:22.03.1997
Spurweite:1435 mm
Stromsystem(e):25 kV / 60 Hz
Zugleitsystem(e):ATC
Technisch zugelassene Höchstgeschwindigkeit:320 km/h
Höchstgeschwindigkeit im Plandienst:300 km/h
Antriebsleistung des Zuges:18.240 kW ( 64 x 285 kW )
Beschleunigung des Zuges:0,44 m/s²
Jakobsdrehgestelle:Nein
Neigetechnik:Nein
Zug fährt auch in Traktion:Nein
Anzahl der Achsen / davon angetrieben:64 / 64
Achsformel:Bo´Bo´+Bo´Bo´+Bo´Bo´+Bo´Bo´+ +Bo´Bo´+Bo´Bo´+Bo´Bo´+Bo´Bo´+ +Bo´Bo´+Bo´Bo´+Bo´Bo´+Bo´Bo´+ +Bo´Bo´+Bo´Bo´+Bo´Bo´+Bo´Bo´
Länge / Breite / Höhe der Endwagen:27.000 / 3380 / 3690 mm
Länge / Breite / Höhe der Mittelwagen:25.000 / 3380 / 3690 mm

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